ChatGPT, Claude & Co. sind mächtige Tools – aber nur mit den richtigen Prompts. Was Kommunikations-Profis jetzt lernen sollten.
"Schreib mir einen LinkedIn-Post über KI im Gesundheitswesen."
Das ist kein Prompt. Das ist eine vage Hoffnung.
Nach hunderten KI-generierten Texten für Kampagnen, Mitarbeiter-Kommunikation und Change-Projekte habe ich gelernt: Die Qualität des Outputs steht und fällt mit der Qualität des Prompts.
Was ist Prompt Engineering überhaupt?
Prompt Engineering ist die Kunst, KI-Modellen präzise Anweisungen zu geben. Nicht anders als ein gutes Briefing für eine Agentur – nur dass die "Agentur" in 3 Sekunden antwortet.
Die vier Ebenen eines guten Prompts:
1. Kontext geben
Schlecht: "Schreib einen Text über Digitalisierung."
Besser: "Ich bin Kommunikationsleiter in einem Kantonsspital mit 4’000 Mitarbeitenden. Wir führen ein neues Kliniksystem ein. Zielgruppe: Pflegefachpersonen, 80% weiblich, Alter 25-55, hohe Arbeitsbelastung im Alltag."
2. Rolle definieren
Ergänze: "Du bist ein erfahrener Change-Kommunikator im Gesundheitswesen, der komplexe IT-Themen verständlich macht."
Warum das funktioniert: KI-Modelle wurden auf Millionen Texten trainiert. Wenn du eine Rolle vorgibst, aktiviert das relevante "Wissens-Muster" im Modell.
3. Format spezifizieren
"Erstelle einen Mitarbeiter-Newsletter (max. 200 Wörter) mit:
Aufmerksamkeits-Einstieg
3 konkrete Vorteile für den Pflegealltag
Call-to-Action zur Schulungsanmeldung
Ton: freundlich, ermutigend, nicht technisch"
4. Beispiele liefern (Few-Shot Learning)
"Hier ein Beispiel unseres Kommunikationsstils: [Beispieltext einfügen]
Schreib im gleichen Stil."
Der Prompt, der wirklich funktioniert:
Kombiniere alle vier Ebenen:
KONTEXT: Ich bin Change-Kommunikationsspezialist am KSW Kantonsspital.
Wir führen KISIM, ein neues Kliniksystem ein. 4’000 Mitarbeitende,
30 Berufsgruppen, unterschiedliche IT-Affinität.
ROLLE: Du bist Change-Kommunikator im Gesundheitswesen mit
Fokus auf emotionale, nicht-technische Kommunikation.
AUFGABE: Erstelle einen Mitarbeiter-Newsletter (200 Wörter) für
Pflegefachpersonen.
FORMAT:
Headline (emotional, max 8 Wörter)
Einstieg: Alltagssituation aus der Pflege
3 konkrete Vorteile von KISIM für den Pflegealltag
CTA zur Schulungsanmeldung
Ton: warmherzig, ermutigend, ohne IT-Jargon
STIL-BEISPIEL: [Beispieltext einfügen]
WICHTIG: Keine Übertreibungen, keine Superlative.
Authentisch und realistisch bleiben.
Das Ergebnis: Statt generischer Marketing-Texte bekommst du relevante, nuancierte Kommunikation, die deine Zielgruppe erreicht.
Was ich gelernt habe:
Iterieren ist normal: Erster Output ist selten perfekt. Verfeinere den Prompt.
Speichere gute Prompts: Build eine Prompt-Library für wiederkehrende Aufgaben.
Bleib kritisch: KI halluziniert manchmal. Immer fact-checken.
Drei Prompt-Templates für Kommunikations-Profis:
Change-Kommunikation: "Du bist Change-Kommunikator für [Branche]. Erkläre [Veränderung] für [Zielgruppe] in [Format], Ton: [Stil]."
Crisis Communication: "Du bist Krisenkommunikator. Situation: [Kontext]. Erstelle [Format] für [Stakeholder], Ton: transparent, verantwortungsvoll."
Content Repurposing: "Wandle diesen [Langtext] in [Format] für [Kanal] um, Zielgruppe: [Persona]."
Die Zukunft:
In 2 Jahren wird "Schreibt gute Prompts" in jeder Kommunikations-Stellenausschreibung stehen. Nicht weil Texter überflüssig werden – sondern weil sie mit KI 10x produktiver arbeiten.
Die Frage ist nicht mehr: "Sollten wir KI nutzen?" Die Frage ist: "Wie nutzen wir sie richtig?"
10.12.2025



